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Mitgelaufen

Christoph Werner

Das Buch „Mitgelaufen“ ist nicht wie andere Bücher über das Leben in der DDR. Hier liegt nicht der Fokus auf Mangelwirtschaft, einer allmächtigen Partei und der Staatssicherheit. Der Autor ist auch kein Opfer des Regimes, dem schreckliches widerfahren ist. Er gehört zu der großen Masse derjenigen, die sich als Rädchen im Mechanismus der DDR-Diktatur gedreht haben. Christoph Werner bricht mit seinem Buch das Schweigen der Mitläufer. Er stellt sich seiner eigenen Vergangenheit und dem Wissen, dass er selbst durch seine Zurückhaltung oder auch lautstarke Zustimmung das alte System lange am Leben erhalten hat. Jahrzehnte nach dem Mauerfall eröffnet er damit vor allem der heranwachsenden Generation, welche die DDR nur noch vom Hörensagen kennt, einen ganz neuen Blickwinkel auf ihre Geschichte.

Ohne Anklage und ohne den Versuch der Rechtfertigung wagt er eine kritische Betrachtung aus dem eigenen Erleben und gewährt Einblicke in eine vergangene Zeit.
Möge der Leser nicht mit dem Zeigefinger auf ihn zeigen, sondern sich fragen, wie oft er heute selbst dem Mainstream folgt oder mutig zu sich selbst und seiner Meinung steht.

Das Graseweghaus und die Pestmauer

Das Graseweghaus und die Pestmauer

Carolin Eberhardt

Das Graseweghaus in der Große Klausstraße 4 in Halle an der Saale wird in manchen Quellen zu den schönsten Fachwerkhäusern Deutschlands gezählt. Es ist auch hübsch anzusehen und gut erhalten. Seine Geschichte zu betrachten, könnte sich allerdings etwas weniger hübsch darstellen.

Denn das Gebäude hat sich zum Mittelpunkt einer schaurigen Legende entwickelt. Während der Pestepidemie wurde 1348 die Stadt Halle nicht verschont. Die Auswirkungen auf die Bevölkerung waren gravierend, ungefähr die Hälfte der Einwohner verstarb letzlich an der wütenden Seuche. Doch versuchte man, die Krankheit einzudämmen, in dem man, was eigentlich grundsätzlich zweckdienlich und auch aus heutiger Sicht als wirksam bewertet werden kann, die gesunden und die kranken Bewohner voneinander zu separieren. Das Manko daran war allerdings, dass die kranken Menschen nicht nur separiert wurden, sondern der Stadtteil um das Graseweghaus durch eine Mauer abgegrenzt wurde. Somit waren die Kranken ihrem Schicksal überlassen. Angeblich betrat niemand das Gebiet hinter dieser Mauer, 10 Jahre lang nicht. Das Gebäude, in dessen Erdgeschoss sich heute ein Musikladen befindet, hat seinen Namen nicht umsonst erhalten. Denn als sich die Bürger Halles nach Ablauf der 10-jährigen Isolierung ihrer einstigen Nachbarn auf das Gebiet hinter der Mauer vorwagten, so die Überlieferung, war an dieser Stelle alles mit Gras überwachsen.

Erbaut wurde das Graseweghaus um 1600, 1976 war es zum Abriss vorgesehen, als an dem Standort, so wie heute in seiner unmittelbaren Nähe rundherum, Plattenbauten entstehen sollten. Durch das Engagement der Halleschen Bürger konnte das heute unter Denkmalschutz stehende Bauwerk erhalten werden. 2016 erfolgte eine umfassende Sanierung des Objekts, was in der Mitteldeutschen Zeitung seinerzeit als „Das Wunder vom Graseweg“ bezeichnet wurde. Denn die Sanierung, die auf Grund von gravierenden Schäden an den Hölzern des Fachwerks dringend nötig war, kostete 1,3 Millionen Euro.

Heute zählt es als eines der bekanntesten Fachwerkhäuser der Stadt, von denen, dank geringer Zerstörungen während des Krieges, noch einige weitere erhalten sind.

 

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Textquellen:

Deiss, Richard: Deutschlands schönste Fachwerkhäuser: Meine Liste der 100 sehenswertesten Fachwerkgebäude in Deutschland, Norderstedt: Books on Demand, 2023, 1. Auflage, S. 112.

>http://www.halle-ist-schoen.de/index_26_de.html< aberufen am 29.08.2023.

>https://www.mz.de/lokal/halle-saale/altstadt-wohnhaus-das-wunder-vom-graseweg-1167596< abgerufen am 29.08.2023.

 

Foto: Carolin Eberhardt.

 

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